von Tobias » 03.12.2010 14:00
Hallo Allosaurus,
ich zäume mal das Pferd vom Schwanz auf. Botanik und botanische Systematik war eine wichtige Studienrichtung im 18. und 19. Jahrhundert war: wer Medizin studierte, konnte nur im Wintersemester an Leichen herumschnibbeln (klar, ohne technische Kühlungsmöglichkeit) und befasste sich im Sommer mehr oder weniger zwangsweise mit Botanik, da nicht viel anderes zu tun war. Aus dieser Zeit stammen auch die Grundzüge der botanischen Systematik. Die molekulare und phylogenetische Systematik (aufgrund der Vielzahl von betrachteten Merkmalen sind molekulare Systematiken meist auch phylogenetisch) wurde jedoch früher begonnen als bei den Tieren, die erste großflächige und wichtige Publikation erfolgte bereits 1981, die Systematik der Bedecktsamer nach Cronquist. Weitere wichtige Arbeiten folgten, so dass die beiden wichtigsten botanischen Bücher im deutschsprachigen Raum, der Strasburger und der Schmeil-Fietschen bereits moderne Systematiken verwenden.
Ich habe deine Frage allerdings so verstanden, dass du nicht nur phylogenetische Systematik suchst, sondern auch eine Definition des Speziesbegriffs und wie weit dieser mit dem Begriff eines Taxons übereinstimmt. Auch hier wurde seit den 1970ern kräftig gearbeitet, so dass die meisten Taxa auf Artebene tatsächlich auch einer Spezies entsprechen. Leider sind viele Spezies in der Botanik nicht so deutlich voneinander abgegrenzt, wie das in der Zoologie üblich ist. Hybriden, fruchtbare Hybriden und Hybrid"arten" kommen wesentlich häufiger vor, was das systematische Schubladendenken oft sprengt. Informier dich alleine mal über die Brombeere.
schöne Grüße
Tobias
"Je ungewöhnlicher eine Tatsache ist, die zu beweisen ist,
um so eindeutiger muss der Beweis sein, um akzeptiert zu werden."
J. Meldrum