Bunyip

Bunyip – das Monster aus den Sümpfen

In den Sümpfen und Flüssen Australiens haust ein unheimliches und bösartiges Wesen – zumindest, wenn es nach den Erzählungen australischer Ureinwohnern geht. Sie nennen diese Kreatur Bunyip, was so viel wie “Teufel” und “böser Geist” bedeutet.

Der Legende nach lauert Bunyip in jeder Wasserstelle und in jedem Sumpf. Dort wartet er auf Beutetiere und unvorsichtige Menschen, um sie in seine Ruhestätte zu ziehen und zu verschlingen.

Wie sieht Bunyip aus?

Augenzeugen des Bunyip sind in erster Linie die Aborigines. In den frühesten Erzählungen beschrieb man Bunyip als übergroßen Seestern. Danach fallen die Beschreibungen über die Erscheinungsform unterschiedlich aus. Während einige Aborigines von einer großen Schlange mit Bart berichten, beschreiben andere das Wesen als halbmenschliches Tier, welches einen Pelz und einen lang gestreckten Hals mit einem Vogelkopf besitzt. Viele Ureinwohner waren überzeugt, dass die Kreatur amphibisch sei, Eier lege und die charakteristischen Eigenschaften von Vogel und Alligator vereint. In anderen Erzählungen wird Bunyip mit langen Walross-Stoßzähnen dargestellt.

Alle Beschreibungen haben eines gemeinsam: Bunyip soll ein furchterregendes und extrem lautes Gebrüll besitzen, welches überwiegend nachts zu hören ist. Mit diesem Schrei soll er seine Opfer lähmen.

George French Angus schrieb 1847 in einem seiner Werke, Bunyip sei eine Art Wassergeist. Er merkte jedoch an, dass es schwierig sei, das Wesen genauer zu beschreiben.

Augenzeugenberichte und Fossile

Die erste Begegnung mit einem potenziellen Bunyip fand in Form eines Fossils statt. Im Jahr 1818 fanden Hamilton Hume und James Meehan ein großes Tierskelett. Sie hielten das Skelett für Überreste eines Nilpferds oder einer Seekuh.

Im Jahr 1821 wurde angeblich eine pechschwarze Kreatur in den Sümpfen Australiens gesichtet. 1827 behaupteten diverse Siedler, Bunyip sei in der Nähe von Narrandera aus einer Lagune gekrochen. Im darauffolgenden Jahr wurde die Kreatur in Dalby gesehen. Sie soll den Kopf eines Seehunds und einen fischartigen Schwanz besessen haben.

1830 fand George Ranken tierische Knochen in den Wellington Caves. Eigenen Angaben zufolge waren diese größer als die Knochen eines Ochsen oder Büffels. Der britische Anatom Sir Richard Owen fand heraus, dass die Knochen zu den Beuteltieren Nototherium und Diprotodon gehören.

Im Jahre 1845 fand man im Süden Australiens einen riesigen Knochen, der nicht fossilisiert war. Die Siedler konnten nicht zuordnen, von welchem Tier der Knochen stammt. Ein Ureinwohner erkannte den Knochen jedoch und gab an, dass dieser zu einem Bunyip gehöre. Man zeigte den Knochen anderen Ureinwohnern, die ihn ebenfalls als Bunyip-Knochen einstuften.

Im Jahr 1847 brachte ein Mann einen ungewöhnlichen Schädel in ein Museum. Er war sich sicher, dass es sich um einen Bunyip-Schädel handelte. Die Forscher fanden jedoch heraus, dass das Exemplar zu einem Fohlen oder Kalb gehört.

Ein entflohener Sträfling namens William Buckley entdeckte 1852 ein ungewöhnliches Amphibientier, welches von den Einheimischen als Bunyip bezeichnet wurde. Angeblich hat er diese Kreatur mehrere Male gesehen.

Erklärungsansätze

In der Kryptozoologie geht man davon aus, dass es sich bei Bunyip um ein Diprotodon handelt. Das Beuteltier besitzt einen Pelz und einen schnabelartigen Wulst auf der Schnauze. Zudem kann sich ein Diprotodon auf zwei Beine aufrichten, was das halbmenschliche Erscheinungsbild des potenziellen Bunyips erklären könnte. Zwar gilt die Spezies als ausgestorben, es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Beuteltiere in kleinerer Population überlebt haben – man hofft also auf den sogenannten Lazarus-Effekt.