Onza

Onza: Die Wildkatze aus dem Reich der Azteken

Die ersten Berichte über die Onza stammen aus den Berichten spanischer Eroberer in Mexiko, die diese im Zoo von Montezuma, dem König der Azteken anfertigten. Bernal Diaz del Castillo schrieb 1520, dass unter den vielen fleischfressenden Tieren des Herrschers zwei Arten von Löwen zu sehen waren. Eine mit langen Ohren wie ein Wolf. Für die Spanier waren alle amerikanischen Fleischfresser neu. Um sie beschreiben zu können bezogen sie sich auf Tiere aus ihren Breiten.

Nur wenig später erschien in einem dreisprachigen Zusammenschrift der aztekischen Überlieferung ein ähnliches Tier. Die Azteken nannten es cuitlamiztli, ein Wort welches sich nur schwer übersetzen lässt. Das Tier wurde als „Vielfraßkatze“ bezeichnet, welche seine gesamte Beute auf einmal frisst und danach tagelang schläft. Die Schrift lässt auf ein gemustertes Fell schließen. Das Wortteil „mitzli“ bezieht sich auf einen Puma. Die Spanier, die das ehemalige Aztekenreich besetzten und kolonisierten sahen das Tier in freier Wildbahn und gaben ihm den Namen Onza.

Generell lässt sich sagen, dass die Onza eine Katzenart ist, die einem Puma sehr ähnlich ist. Der gleiche Oberbegriff wurde auch für den Jaguarundi genutzt, eine existierende Art, die wiederum mit dem Puma verwandt ist. Die Grenzen zwischen der Arten sind also nicht ganz eindeutig.


Sowohl 1938 als auch 1986 wurden in Sinaloa Puma ähnliche Tiere geschossen, die man im Anschluss al Onzas identifizierte. Das einzige verlässliche Exemplar kam von einem Ranger mit Namen Andres Murillo, der 1986 einen Jaguar schoss, der ihn angriff. Dabei stellte sich heraus, dass das Tier kein Jaguar war. Bei näheren Untersuchungen stellte man fest, dass es sich um ein Weibchen handelte, dass mit dem langen dünnen Körper einen Puma glich, jedoch dünne hundeartige Beine hatte. Die Untersuchung des Mageninhaltes brachte hervor, dass das Tier Hirsche gespeist hatte. Ein anderer an der Untersuchung beteiligte Rancher bemerkte, dass das Tier einer Onza ähnelte, die sein Vater in den 1970er Jahren erlegt hatte.

Onzas sind Pumas sehr ähnlich, haben jedoch eine schlankere Form und längere gestreifte Beine, längere Ohren und einen langen Schwanz. Forscher der Texas Tech University konnten in den 1990er Jahre einen gefrorenen Onza-Körper untersuchen. Sie kamen zu dem Schluss, dass es sich allem Anschein nach um eine genetische Variante des Pumas handelte, nicht aber um eine bestimmte Art. DNA-Tests zeigten, dass die Probe der DNA eines Puma glich ohne signifikanten Unterschied zwischen dem Tier und einem Puma.

Einige Kryptozoologen behaupten, dass die Onza eine Art des amerikanischen Geparde (Miracinonynx, Cheetah) ist. Diese Großkatzen sind weitaus enger mit Pumas verwandt als mit modernen Geparden. Der Cheetah starb vor etwa 10.000 Jahren kurz nach der letzten Eiszeit aus. Möglicherweise als Folge menschlicher Eingriffe in seine Lebensraum. Eine unter Kryptozoologen weniger verbreitete Legende erzählt, dass in Mexiko zwei Arten von Cheetahs lebten. Die gewöhnliche wurde Onza genannt. Die andere ist nur unter einen lokalen Namen bekannt.

Der offensichtliche Mangel an Beschreibungen der Onza ist sinnig. Falls das Teil ein fester Bestandteil der Umgebung war, genügte sein Name um es zu beschreiben. Erst als im 18. Jahrhundert europäische Missionare den Kontinent betraten, die mit dieser Art nicht vertraut waren, wurden die großen und gefährlichen Kreaturen beschrieben.

Die Onza kann also eine Variante des Puma gewesen sein. Oder ein anderes Tier, denn der Begriff Onza ist sehr flexibel, wenn es darum geht Katzen zu beschreiben. Die ersten Beschreibungen aus dem aztekischen Zoo sind vage. Statt einer Katze kann es sich bei dem mysteriösen Tier auch um einen Hund gehandelt haben. Oder einer Art Hyäne. Diese Möglichkeit führt eine weitere ausgestorbene Art hinzu. So oder so ist davon auszugehen, dass auch die Onza dem gleichen Schicksal erlegen und mittlerweile ausgestorben ist.