Der Pseudo-Plesiosaurier von Amberley Beach, Neuseeland

Australien wurde Mitte der 1980er Jahre Schauplatz einer seltsamen Entdeckung, welche die Wissenschaft vor große Rätsel stellen sollte. Am Amberley Beach, einem Strandabschnitt nordöstlich von Christchurch in der neuseeländischen Provinz North Canterbury wurde eine 11,5 Meter lange Tierleiche entdeckt mit einem knapp 1,5 Meter langen Hals. Ebenso wies der Kadaver flügelähnliche Strukturen auf und dürfte ein Federkleid besessen haben. Die Fischer, welche den Kadaver entdeckten, konnten sich keine Erklärung für die Herkunft dieses Wesens geben und beschlossen, die Ausgrabungen und weitere Forschungsarbeit an die Universität von Otago zu übertragen.

Gemeinsam mit dem Canterbury Museum und dem Denver Museum of Nature and Science deuteten die ersten Forschungsergebnisse auf eine Kreatur hin, welche zur Familie der Haie gezählt werden könnte. Dennoch blieben sowohl Finder als auch Forscher skeptisch ob dieser Erkenntnisse. Aussehen und Beschaffenheit des Kadavers deuteten eher auf einen Plesiosaurier hin als ein Tier der Haifamilie.

Plesiosaurier waren Meeresreptilien, welche vom Obertrias bis zur späteren Kreidezeit lebten. Ihr Aussterben wird gleichzeitig mit jenem der Dinosaurier datiert. Ihr Körper war länglich und verfügte über 4 Paddelflossen. Sie zählten damit, ebenso wie die heutigen Schlangen- und Echsenarten zur Familie der Lepidosauromorpha. Die Plesiosaurier bestanden aus zwei Untergattungen, den langhalsigen und eher kleinköpfigen Plesiosauriern und den kurzhalsigen und mit großem Kopf und Schnauze ausgestatteten Pliosauriern.

Die Gesamtlänge der Plesiosaurier variierte zwischen 3 und 15 Metern, jedoch sind auch bis zu 20 Meter lange Exemplare bekannt. Der Körper hatte einen relativ kurzen Schwanz, der bei manchen Tieren mit einer Schwanzflosse ausgestattet sein konnte, wodurch die Wendigkeit im Wasser besonders intensiviert wurde.

Bei den Plesiosauriern ist der Hals verlängert und beweglich, wodurch er ebenfalls als Steuerwerkzeug unter Wasser dienen konnte. Im Unterschied zu Dinosauriern verfügten Plesiosaurier über eine erhöhte Anzahl an roten Blutkörperchen. Damit hatten sie bei Tauchgängen einen besonderen Vorteil, da sie längere Zeit ohne Sauerstoff auskommen konnten. Als urzeitliche Warmblüter sind die Plesiosaurier durch dieses Merkmal den heutigen Walen, Robben und Pinguinen sehr ähnlich, welche ebenfalls über diese Eigenschaften verfügen.Ob der Fund von Neuseeland einem verwesten Hai zuzuordnen ist oder doch der Familie der ausgestorbenen Plesiosaurier zugehörig ist, wird die Wissenschaft in den kommenden Jahren noch vielfach beschäftigen. Indizien gibt es viele, die auf das eine als auch das andere hindeuten. Dennoch bleibt die Frage, ob es sich in Neuseeland nicht doch eher um einen verwesten Riesenhai handelt, der nach langen Jahren der Witterung ausgesetzt mehr und mehr Ähnlichkeit mit den urzeitlichen Seeungeheuern angenommen hatte.

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